Wildverbiss als typischer Forstschaden
Von besonderer Relevanz als „Verursacher“ von Wildschäden sind Rehwild, Rotwild und Damwild. Alle drei können Forstpflanzen verbeißen. In diesem Fall fressen die Tiere einzelne Teile der Pflanze, dabei bevorzugen sie junge, weiche Triebe und Knospen. Der Leit- oder Terminaltrieb von Nadelbäumen ist besonders anfällig. Wird dieser abgeknickt oder abgefressen, bildet der Baum zwar mehrere Ersatztriebe aus, die Entwicklung der Pflanze ist jedoch nachhaltig gestört und die Erzeugung von Wertholz nahezu unmöglich.
Laubbäume neigen bei starkem Verbiss zur Verbuschung, auch aus solchen Pflanzen entwickelt sich dann kein Zukunftsbaum. Starker Verbiss verhindert außerdem, dass sich manche Baumarten überhaupt erst etablieren können. Oft werden Baumschulpflanzen bevorzugt gefressen.
Gegen Verbiss stehen diverse mechanische und chemische Produkte zur Verfügung. Alle Maßnahmen gegen Verbiss oder andere Schäden können auf einzelne Pflanzen, wie im Titelbild dieses Beitrages dargestellt, oder auf die ganze Fläche abzielen (Flächenschutz bzw. Wildgatter).
Was bedeutet Schälen von Bäumen?
Schälen im Zusammenhang mit Wildverbiss steht für das Abziehen ganzer Rindenstreifen vom Baum. Vor allem Rotwild, aber auch Muffel- und Damwild schält Bäume - Rehe hingegen nicht. Während Sommerschäle eine Reaktion auf übermäßige Störungen und Stress ist, deutet Schälen im Winter auf Nahrungsknappheit hin. Schälschäden haben erheblichen Einfluss auf die Wachstumschancen der Forstpflanze, da die Wunden sich mit Pilzen infizieren und Fäule hervorgerufen werden kann. Wird die Rinde stammumlaufend abgeschält, stirbt der Baum, weil die Wasser- und Nährstoffversorgung unterbrochen wird.
Neben mechanischen Mitteln wie etwa dem Poly-Net Schälschutz haben sich auch chemische Schälschutzmittel bewährt. Diese haben meist eine sandig-körnige Konsistenz und einen für Wild unangenehmen Geschmack.
Nadelbäume lassen sich außerdem mit einem Rindenhobel oder Rindenkratzer bearbeiten. Die hierdurch entstehende Verletzung regt zur Harzproduktion an, was auch als Wundkorkbildung bezeichnet wird. Die auf der Rinde entstehende, raue Oberfläche meidet das Wild ebenso. Die beiden Werkzeuge erfordern jedoch etwas Erfahrung im Umgang. Ein zu tiefer Schnitt oder zu ausgeprägter Einsatz können dem Baum schaden.
Fegeschäden im Wald – mit dem richtigen Schutz vorbeugen
Zum besseren Verständnis von Fegeschäden ist ein kurzer Exkurs in die Entwicklung von Rehen und Hirschen nötig. Rehböcke, aber auch Hirsche, bilden jährlich ein neues Gehörn (Rehwild) oder Geweih (Rotwild) aus. Es wächst unter einer weichen, schützenden Basthaut heran. Wenn das Wachstum beendet ist, versucht das Tier diesen Bast durch Reiben an Bäumen und Büschen loszuwerden. Diesen Vorgang nennt der Jäger „Fegen“.
Vor allem junge Bäume sind das bevorzugte „Zielobjekt“, um sich der lästigen Basthaut zu entledigen. Hierbei kommt es zum großflächigen Verlust der Rinde und ganzer Astpartien. Eine gute Entwicklung der Forstpflanze ist ausgeschlossen.
Mechanische Mittel gegen Fegeschäden sind neben dem Flächenschutz auch als Einzelschutz möglich. Einzelschutz erfolgt in Form von Fegeschutzspiralen, Wuchshüllen oder Stachelbäumen. Vorteilhaft ist auch die blaue Farbe einiger Produkte im Bereich Fegeschutz, da Blau von Wildtieren als Signalfarbe erkannt und gemieden wird.
Zusammenfassung typischer Schäden durch Wildtiere
Rehwild | Rotwild | Damwild | Muffelwild | Hasen | Schwarzwild | |
---|---|---|---|---|---|---|
Fegen | x | x | x | |||
Schälen | x | x | x | |||
Verbeißen | x | x | x | x | x | (x)* |
*Wildschweine (Schwarzwild) zählen zu den Allesfressern. Der Begriff Verbiss trifft auf sie insoweit zu, als dass ähnliche Schäden auftreten können, diese allerdings selten als Verbiss bezeichnet werden. Wühlschäden durch Schwarzwild sind meist deutlich gravierender als der Schaden durch Abfressen junger Forstpflanzen.